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Reportagen & Portraits

(Belichtungs-)Zeit | am Meer

Rauschen, Gluckern – die Luft schmeckt salzig.
Vorsichtig klettere ich mit Schuhwerk, das alles andere als geeignet dafür ist, in zerklüfteten Felsen herum und suche nach einem Ort an dem ich nahe genug an die sich brechenden Wellen herankomme, der aber ausreichend trocken ist für mich und meine Kamera.

Es ist Silvester 2013 und ich stehe nicht einfach irgendwo am Meer, sondern an der Küste des Südatlantik in Lamberts Bay, Südafrika. Wir und die Freunde mit denen wir hier in der Ferienwohnung sind, haben beschlossen, dass jeder den Nachmittag für sich verbringen kann. Um das Jahr Revue passieren zu lassen oder sich auf das nächste Jahr vorzubereiten.
Und so machte ich mich, Kamera in der Hand und Flip Flops an den Füßen auf an den Ort an dem ich mich selbst am besten hören und spüren kann: mitten in die tosenden Gischt.

Am Anfang wollte ich einfach nur diese unfassbare Gewalt einfangen, mit der das Meer sich an den Felsen bricht, wie hoch, wie weit es spritzt.

In meinem fotografischen Alltag arbeite ich relativ viel mit der Blende, bei Portraits und Reportagen. Die Belichtungszeit spielt meist nur insofern eine Rolle, dass die Bilder scharf werden und Bewegungen einfangen oder einfrieren. Meist im Bereich von 1/250 ganz selten mal 1/50 oder länger.

Ich hatte (wie vermutlich die meisten, die irgendwo hinfliegen) kein Stativ dabei, wollte aber neben dem gewaltigen, auch das Fließen festhalten. Das Gleichmäßige und die beruhigende Wirkung des Meeres auf mich mit der Kamera einfangen. Passend dazu war es an dem Tag auch noch ziemlich grau und diesig.

Also musste ich einen trockenen Ort finden um die Kamera abzustellen um 5 Sekunden und länger zu belichten.

Und wie ich da so fotografierte und immer wieder warten musste kam irgendwann ein Junge, der für seine Aufgabe die gleiche Geduld, Ruhe und Ausdauer brauchte.

Gerade in diesem Jahr, in denen wir nicht ans Meer können – die Sehnsucht nach der Ferne uns quält – dafür aber um so mehr Geduld brauchen, hat mich der liebe Falk in seiner aktuellen Folge Fotografie tut gut daran erinnert, wie ich dort “zwischen den Jahren” fast zeitlos mit Belichtungszeiten gespielt habe. Mit Zeit für mich und meine Bilder.

Bleibt gesund und nehmt euch Zeit für euch, eure Liebsten und für das was euch erdet und gut tut.

PS: Auch wenn die Tonqualität alles andere als überragend ist, habe ich das Tosen auch auf Video festgehalten:

PPS: Die Folge Fotografie tut gut findet ihr übrigens hier:

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